Fab dein Lab. Nürnberg, auf AEG

Aus dem alten Jahr eine freudige Nachricht:

In der Muggenhofer Str. 141, "auf AEG" (Türe neben der Zentrifuge, zweiter Stock) entsteht das Fab Lab Region Nürnberg. Und das tolle: Jede(r) kann mitbauen. Michael Niqué organisiert das Ganze, hier sein Originalton mit Aufruf, JETZT anzupacken.

Am 29.12.11 21:37, schrieb Michael Niqué:
Hallo Liebe Freunde des Fab Labs,

jetzt steht es fest. Wir haben mit EvoSoft einen Partner, der es uns ermöglicht ein echtes Fab Lab in eigenen Räumen (knapp 270 m²) auf dem AEG-Gelände über der Zentrifuge auf zu bauen.
Uns steht ein spannenden Jahr bevor, in dem wir so einges auf die Beine stellen werden.

Ab dem 01.01. können wir in die neunen Räume und möchten als erste Aktion am 05.01. Möbel und IT-Equipmet von Evo-Soft ins Lab bringen.
Dazu brauchen wir noch einige helfende Hände! Wäre toll wenn ihr uns dabei unterstützen würdet.

Ich habe mal ein Doodle aufgemacht in dem Ihr euch eintragen könnt, wenn Ihr Vormittags oder Nachmittags dabei sein könnt.

http://www.doodle.com/y26v3emm9gimee23#table

 

Unter folgenden Link findet Ihr eine Kontaktliste, in die ihr euch alle eintragen könnt, so dass wir uns gegenseitig gut erreichen:

https://docs.google.com/spreadsheet/ccc?key=0AlxEDzglyDv_dDRFcE1NVFZWazROVWFqN2JnSHVmQ2c&hl=en_US#gid=0

IN ACHTUNDVIERZIG STUNDEN...

...laden wir die Besucher der Langen Nacht der Wissenschaften in Nürnberg - Fürth - Erlangen auf diese wunderbare Spielwiese ein.
Wir bieten: Das Beste aus unserem Erstling vom Frühjahr in Erlangen und einige Neuentwicklungen, in der flirrenden Atmosphäre des Coworking-Raumes in Nürnberg.

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Ort: Josephsplatz 8, Dritte Etage
Zeit: SA 22. Oktober von 14.00 bis 01.00 Uhr, (im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften, nur mit gültigem Ticket!) und SO 23. Oktober von 11.00 bis 17.00 Uhr

ICH KANN! bald auf der Langen Nacht der Wissenschaften

Die Vorbereitungen laufen.

Wie versprochen bringen wir für einen Wochenend-Quickie (fast) unser gesamtes Arsenal an den Start: Lasercutter, Aerodynamik-Testkanal, Leonardo da Vincis Brückenbausteine, 3D-Fotos, Zahnbürstenroboter und sogar eine Farb-3D-Plot-Demo.

So spielerisch kann der Weg zur Wissenschaft sein, so anfassbar ist Hi-Tech, so kommunikativ macht gemeinsames Forschen!
Der im Frühjahr neueröffnete Coworking Space mitten in Nürnberg verwandelt sich am 22. Oktober in ein freundliches offenes Labor, in dem die Wissenschafts-Nacht-Schwärmer Inspiration und Werkzeuge finden, um den Funken von Wissenschaft selbst zu schlagen.

Und weil wir wissen, dass die Nacht immer zu kurz ist, öffnen wir am Sonntag 23. Oktober nochmal von 11.00 bis 17.00 Uhr.

Ausserdem zeigen wir aktuelle Beispiele interaktiver Wissenschaftskommunikation.
Und das FAB LAB Region Nürnberg freut sich auf viele neue Gesichter -  und eure Silhouetten. Seid gespannt auf eine verblüffende live Fab-App.

 

Auf http://ichkann.org wird sich das alles in Schnappschüssen live verfolgen lassen.

War ICH KANN! nachhaltig?

Ist das denn nachhaltig? Sponsoren stellen sich diese Frage.

Verständlich - soll man sich mit Geld und seinem guten Namen für etwas engagieren, das nach zwei Wochen vorbei ist, und das man noch nie gesehen oder erlebt hat?

Plakativ zugespitzt, wie es sich für einen Blog gehört: Ja, man soll.

 

Hier die wichtigsten Gründe:

 

Entdeckerlust.

Wer gesehen und gehört hat, mit welchem Eifer sich Abc-Schützen an irrsinnige Brückenkonstruktionen gemacht haben (am Ende mit Einbau der Lehrer), wie Zweit- und Drittklässler zum ersten Mal im Leben zielstrebig Zahnbürstenroboter zusammengesetzt oder ihren Namen am Rechner in eine Schneide-Anweisung für den Lasercutter verwandelt haben, der kann sich kaum vorstellen, dass diese (Gruppen-)Erfolgs-Erlebnisse ohne Folgen für die Entdeckerlust bleiben werden.

 

Unternehmergeist.

Wer ausserdem dabei war, wie zehn- bis zwölfjährige vor versammelter ICH KANN! Belegschaft ihre soeben programmierte Ampelschaltung präsentieren, der ahnt, dass es denen später mal nicht so schwer fallen dürfte, sich unternehmerisch zu positionieren.

 

Kontinuität.

ICH KANN! ist zudem keine Eintagsfliege - es ist nicht nur inspiriert vom Fab-Lab Gedanken, der seit einigen Jahren, ausgehend vom MIT in Boston, weltweit Herstell-Laboratorien aus dem Boden spriessen lässt. Es mündet auch in die Gründung eines Fab-Lab in der Region Nürnberg ein. Die Initiative um Markus Hormeß und Michael Niqué bringt ihr Know-How zu ICH KANN!, und nimmt unsere gemeinsame Erfahrung von dort mit ins lokale Fab-Lab.

 

Anleitung zum Nachbau.

ICH KANN! wird dokumentiert (dank Zuschuss der Kunststiftung Erlangen) und diese Dokumentation wird sich rückwärts als Bauanleitung für alle lesen lassen, die ICH KANN! in einer oder anderer Form aufleben lassen wollen und die am folgenden Gedanken von Neil Gershenfeld (Fab-Lab Pionier) Gefallen finden: "Instead of trying to interest kids in science as received knowledge, it's possible to equip them to do science, giving them both knowledge and the tools to discover it."

 

Lokale Vernetzung echter Menschen.

Innerhalb von vierzehn Tagen verband sich ein über sieben Monate entwickeltes Konzept für "Do It With Others" fast augenblicklich mit lokalem, hier in Erlangen-Metropolregion-Nürnberg vorhandenem speziellem Know-How und lokalen Ressourcen.

- Analoge Techniken: Nähen (Jugend Bund Naturschutz und Modelabel Kolibri;) Stricken (Hausfrauenbund); Hubcaps-Malstudio: Die Initiative "Friends of the Library" - englische Bücher für die Stadtbibliothek

- Digitales: Uni Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie (3D-Scannen von handmodellierten Objekten zur Weiterverarbeitung im 3D-Printer); Chaos Computer Club Erlangen: gescheites Chaos!

- Politik: Akzent in der zunehmend leerstehenden Altstadt (die Erlanger Bürgermeisterin Elisabeth Preuss); Technikbegeisterung (Kurt Hesse, Kommunikation IHK Nürnberg)

 

Preiswert.

Der Gerätepark und die Ausstattung für ICH KANN! war leihweise zur Verfügung gestellt. Von einem Sponsor (alphacam GmbH, 3D-Plotter), von Partnerfirmen und aus unseren eigenen Büros stammten quasi die gesamte IT- und Kommunikationsinfrastruktur sowie die Werkzeuge. Aus dem Festival-Fundus der Stadt Erlangen kamen die Möbel, bis auf die hinreissenden selbstentworfenen Pappsofas von Britta und Kati.

Lediglich für die Laptops, den Telefonanschluss und den Raum zahlten wir Miete.

 

Nichts wird weggeworfen, nichts steht wegen ICH KANN! nun ungenutzt irgendwo herum.

 

Nachhaltig?

Etwa 24 000 Besucher...

...hätte ICH KANN! im ersten Jahr gehabt (wenn wir uns ein Jahr Urlaub dafür genommen hätten), denn knapp tausend Besucher waren es während der vergangenen zwei Wochen temporären Betriebes, die viele als die lebendigsten seit langem in Erinnerung behalten werden. Das ist fast ein Viertel der gesamten Bevölkerung Erlangens!

In dieser (Hoch-)Rechnung ist die tägliche Öffnungszeit von 5 Stunden (abends gelegentlich verlängert, wenn entsprechend unternehmungslustiger Besuch war) ebenso enthalten wie das Schulprogramm (pro Woche fünf Klassen, vormittags von 9 bis 12 Uhr - natürlich nicht während der Ferien).

Wir haben nicht unterschieden zwischen Besuchern, die in den Labs etwas hergestellt haben und solchen, die einfach hereingeschneit sind, sich umgesehen oder ein paar Worte gewechselt haben und die dann weitergezogen sind. Beide "Nutzungen" sind schliesslich im Konzept eines öffentlichen Produktionsraumes für alle vorgesehen...
Die Verweildauer ist dennoch eher hoch - wer Feuer gefangen hat für ein Projekt, und sei es nur für einen weiteren Turm aus Bausteinen, der bleibt!

Dass die Besucherkurve von Anfang bis Ende anstieg, lässt sich mit dem Wirken von Mundpropaganda erklären: da hat sich etwas in Schulen, Familien, Freundeskreisen und Communities herumgesprochen...

Der Blog wurde bis heute übrigens 6700 mal aufgerufen.

Fab your DSL

...und auch die Deutsche Telekom ist im Fab-Fieber: Sie stellte ICH KANN! einen völlig unorthodoxen Kurzzeit-Anschluss zur Verfügung, über den sich tolle Ideen übertragen liessen. Danke. Das wollen wir jetzt immer.

Das Finale

Es kam fast wie erwartet: Am letzten Samstag, dem Abschlusstag von ICH KANN!, brummte der Laden.
Von zehn Uhr morgens an hatten wir aber nicht nur "power-user", sprich bekannte Gesichter aus den vergangenen vierzehn Tagen zu Gast, sondern machten auch vollkommen neue Bekanntschaften.
ICH KANN! liegt am Ende des digitalen Regenbogens, dort wo Ideen geerdet werden, wo Virtuelles real wird. Das passiert immer noch am besten von Angesicht zu Angesicht.
Uns war zuvor nur nicht bewusst, dass die Treffpunkt-Funktion solch eine Rolle spielen würde.

A propos Treffpunkt:
Anke Steinert Neuwirth, Leiterin des Kulturprojektbüros Erlangen - von Anfang an von ICH KANN! überzeugt! - und viele ihrer Mitarbeiter, darunter Bodo Birk (ächzt gerade unter der Vorbereitung des Figurentheaterfestivals) und Tanja Wentzlaff-Eggebert (made in... Koordinatorin) nutzten die letzte Gelegenheit, nochmal die besondere Fab-Lab-Luft zu atmen: Vom Laserstrahl befreite Plexiglas-Radikale, Zelluloseabrieb vom Holz-Baustein-Hochbau, Baumwollfasern verschlungen mit Flockfolienpartikeln, verdunsteter Club Mate, transparenter und undetektierbarer Nerd-Schweiss, verbrannte Gummipartikel aus heiss dekorierten Radkappen...
Sogar aus dem Büro des Erlanger Oberbürgermeisters Siegfried Balleis bekamen wir Besuch - leider konnten wir (noch) nicht herausfinden, was das persönliche Fab-Lab-Projekt des Stadtoberhauptes ist...

Fazit:
Ein Tag wie wenige andere, für viele...

Letzter Schultag...

... mit der elften Klasse der Erlanger Berufsschule schliesst Schule@ICH KANN!
Und die Osterferien beginnen, passend dazu.

Geniesst die Freizeit, liebe Schüler - das Schulhalbjahr war lang, und in ICH KANN! habt ihr zum Abschluss heftig gearbeitet und Unglaubliches auf die Beine gestellt. Auch wenn es euch gar nicht so vorkam!
Und das geht an die Lehrer, die bei uns waren: Wer wagt, gewinnt!

Ein kurzer Rückblick aufs Schulprogramm?
- Alle - von der ersten bis zur elften - haben mit allen unseren Werkzeugen gearbeitet
- die Zeit ist wie im Flug vergangen, dabei sind tolle Produkte entstanden
- viele von euch sind mit den Eltern wiedergekommen
- jeder Tag und jede Klasse hat eine Überraschung gebracht!

Aus unserem Fragebogen an die Lehrer geht hervor:
- ICH KANN! ist deswegen stark, weil es frei ist von Vorgaben.
Hier scheiden sich andererseits die Geister: eigentlich tut das soooo gut, andererseits will der Lehrplan erfüllt sein.

Unser Gefühl: "Kreativität und Problemlösen" ist das Schulfach der Zukunft!

Inhalte transportieren - Das zweite Podiumsgespräch von ICH KANN!

Dr. Stefan Kley (Direktor des Museums für Kommunikation, Nürnberg), Jochen Hunger (Szenograph), Christian Rothmund (Journalist) und Dr. Marius Kliesch (Werber) transportieren zusammen mit Moderator Helmut Fink (Physiker und Philosoph, in der Bildmitte) Inhalte ans Publikum...

Fazit: Der Journalist (nicht die Zeitung) hat Zukunft, die Erfahrung - nicht das Faktum - belebt zunehmend das Museum, Besucher können an Ausstellungen radikal partizipieren (Beispiel ICH KANN!), und Werbung - tja, sie ist der warme (kalkulierte) Windstoss im Kirschenblütenhain...