Ist das denn nachhaltig? Sponsoren stellen sich diese Frage.
Verständlich - soll man sich mit Geld und seinem guten Namen für etwas engagieren, das nach zwei Wochen vorbei ist, und das man noch nie gesehen oder erlebt hat?
Plakativ zugespitzt, wie es sich für einen Blog gehört: Ja, man soll.
Hier die wichtigsten Gründe:
Entdeckerlust.
Wer gesehen und gehört hat, mit welchem Eifer sich Abc-Schützen an irrsinnige Brückenkonstruktionen gemacht haben (am Ende mit Einbau der Lehrer), wie Zweit- und Drittklässler zum ersten Mal im Leben zielstrebig Zahnbürstenroboter zusammengesetzt oder ihren Namen am Rechner in eine Schneide-Anweisung für den Lasercutter verwandelt haben, der kann sich kaum vorstellen, dass diese (Gruppen-)Erfolgs-Erlebnisse ohne Folgen für die Entdeckerlust bleiben werden.
Unternehmergeist.
Wer ausserdem dabei war, wie zehn- bis zwölfjährige vor versammelter ICH KANN! Belegschaft ihre soeben programmierte Ampelschaltung präsentieren, der ahnt, dass es denen später mal nicht so schwer fallen dürfte, sich unternehmerisch zu positionieren.
Kontinuität.
ICH KANN! ist zudem keine Eintagsfliege - es ist nicht nur inspiriert vom Fab-Lab Gedanken, der seit einigen Jahren, ausgehend vom MIT in Boston, weltweit Herstell-Laboratorien aus dem Boden spriessen lässt. Es mündet auch in die Gründung eines Fab-Lab in der Region Nürnberg ein. Die Initiative um Markus Hormeß und Michael Niqué bringt ihr Know-How zu ICH KANN!, und nimmt unsere gemeinsame Erfahrung von dort mit ins lokale Fab-Lab.
Anleitung zum Nachbau.
ICH KANN! wird dokumentiert (dank Zuschuss der Kunststiftung Erlangen) und diese Dokumentation wird sich rückwärts als Bauanleitung für alle lesen lassen, die ICH KANN! in einer oder anderer Form aufleben lassen wollen und die am folgenden Gedanken von Neil Gershenfeld (Fab-Lab Pionier) Gefallen finden: "Instead of trying to interest kids in science as received knowledge, it's possible to equip them to do science, giving them both knowledge and the tools to discover it."
Lokale Vernetzung echter Menschen.
Innerhalb von vierzehn Tagen verband sich ein über sieben Monate entwickeltes Konzept für "Do It With Others" fast augenblicklich mit lokalem, hier in Erlangen-Metropolregion-Nürnberg vorhandenem speziellem Know-How und lokalen Ressourcen.
- Analoge Techniken: Nähen (Jugend Bund Naturschutz und Modelabel Kolibri;) Stricken (Hausfrauenbund); Hubcaps-Malstudio: Die Initiative "Friends of the Library" - englische Bücher für die Stadtbibliothek
- Digitales: Uni Bamberg, Lehrstuhl für Archäologie (3D-Scannen von handmodellierten Objekten zur Weiterverarbeitung im 3D-Printer); Chaos Computer Club Erlangen: gescheites Chaos!
- Politik: Akzent in der zunehmend leerstehenden Altstadt (die Erlanger Bürgermeisterin Elisabeth Preuss); Technikbegeisterung (Kurt Hesse, Kommunikation IHK Nürnberg)
Preiswert.
Der Gerätepark und die Ausstattung für ICH KANN! war leihweise zur Verfügung gestellt. Von einem Sponsor (alphacam GmbH, 3D-Plotter), von Partnerfirmen und aus unseren eigenen Büros stammten quasi die gesamte IT- und Kommunikationsinfrastruktur sowie die Werkzeuge. Aus dem Festival-Fundus der Stadt Erlangen kamen die Möbel, bis auf die hinreissenden selbstentworfenen Pappsofas von Britta und Kati.
Lediglich für die Laptops, den Telefonanschluss und den Raum zahlten wir Miete.
Nichts wird weggeworfen, nichts steht wegen ICH KANN! nun ungenutzt irgendwo herum.
Nachhaltig?